Originalbericht aus der elefanten post – Ausgabe 2/72
100 jähriger Geburtstag des Gründers GUSTAV HOFFMANN
Der 10. Mai 1972 ist der 100 jährige Geburtstag von Gustav Hoffmann. Dieses Datum, daß wir nicht ohne Gedenken vorbeigehen lassen wollen, erinnert uns an einen Mann, der als Gründer der Gustav Hoffmann Schuhfabriken nicht nur für unser Unternehmen, sondern für die Kinderschuhfabrikation im allgemeinen bedeutungsvolle Maßstäbe gesetzt hat.
Schon um die Jahrhundertwende, als Kinderschuhe – meistens noch ein handwerkliches Produkt – nichts anderes als verkleinerte Erwachsenenschuhe waren, erkannte Gustav Hoffmann die Notwendigkeit, dem Kinderfuß angepaßte Schuhe in einer spezialisierten, industriellen Fertigung herzustellen.
Geboren in Kleve, als Sohn eines Lederhändlers, besuchte er das humanistische Gymnasium bis zur Mittleren Reife und absolvierte dann eine kaufmännische Lehre in einer westfälischen Gerberei. Nach der Ableistung des Militärdienstes begann sein Weg als Schuhfabrikant im Jahre 1896 zunächst mit einem Kompagnon unter dem Namen Pannier & Hoffmann. Bereits am 15. Juli 1908 gründete er dann seine eigene Firma in Kleve.
Mit diesem Datum begann eine Entwicklung für den fußgesunden Kinderschuh und für das Unternehmen Gustav Hoffmann, dem unsere heutigen Produkte ihre unübertroffene Marktstellung verdanken.
Der Unternehmer Gustav Hoffmann, ausgestattet mit impulsivem Temperament, Optimismus und Ideenreichtum, verstand es, in wenigen Jahren unter Einsatz moderner technischer Mittel die Produktions – und Umsatzziffern zu vervielfachen. In 8 bis 9 Bauabschnitten wurde der Betrieb erweitert, der Maschinenpark ergänzt und modernisiert sowie Leisten und Stanzmesser zur Serienfertigung angeschafft.
Nach seiner Rückkehr aus Amerika führte er 1928 die Fließbänder ein. Mit 300 Mitarbeitern hat er sein Werk begonnen und im Laufe der Jahre über 2000 Menschen einen Arbeitsplatz gegeben.
Angesichts des 1. Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise in den Zwanziger Jahren mußte er Zeiten des wirtschaftlichen Rückgangs und Mißerfolge durchstehen, die zum Teil aber auch in einem risikohaften Wagemut unter Verkennung der Realitäten und der eigenen Grenzen zu suchen sind.
Mancher Rückschlag wurde wettgemacht durch seine Entschlossenheit zum weiteren Wachstum, durch seine Tüchtigkeit und durch seinen engen Kontakt zur Arbeiterschaft, ohne die er als Einzelner nicht hätte erfolgreich sein können.
Er kannte jeden seiner Mitarbeiter. Mit schlagfertigen Humor, manchmal unbequem und seiner polternden brummigen Art – oft der „Bär“ genannt – konnte man ihm Originalität nicht absprechen.
Seine soziale Einstellung zur Arbeitnehmerschaft äußerte sich für damalige Zeiten in vorbildlicher Weise. Im Spätherbst 1923 gründete er die Werkskonsumanstalt, in der die Betriebsangehörigen trotz Inflationswährung zur Goldmarktpreisen einkaufen konnten.
Später folgte eine Gemüsegärtnerei, eine musterhafte Geflügelfarm, Schweinezucht und Schlachtviehhaltung. Auf diese Weise gab es in den schlechten Zeiten besseres Essen. Schon Mitte der Zwanziger Jahre wurde die Belegschaft in den Pausen und in der Kantine mit Musik unterhalten. Große Radiolautsprecher und ein elektrisches Klavier sorgten für gute Laune.
Nach dem 1. Weltkrieg baute er eine große Anzahl von Werkswohnungen.
Auch seine Vaterstadt Kleve ist ihm für sein unausgesetztes Eintreten für das Gemeinwohl und sein langjähriges Wirken als Stadtverordneter Dank schuldig. Mitgliedschaften bei der Industrie – und Handelskammer Krefeld, beim Vorstand des Schuhfabrikantenverbandes und andere zahlreiche Ehrenämter haben ihm Achtung eingetragen.
Durch seine herzgewinnende Gastfreundschaft und seine honorige Lebensfreude genoß er im regionalen Bereich seines Wirkens eine große Popularität.
1933 nach überstandenen Zeiten der Arbeitslosigkeit wurde die Firma Gustav Hoffmann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Erfordernisse einer sich wandelnden Zeit, wirtschaftliche, strukturelle Veränderungen, neue Herausforderungen verlangten eine verjüngte Führung des Unternehmens.
Der neue Trend, nach einem Vierteljahrhundert der patriarchischen Führung, mag schmerzlich für Gustav Hoffmann gewesen sein. Aus Aufzeichnungen der Firmenchronik weiß man aber, daß er sich bald einsichtig in die Gegebenheiten gefügt hat.
Bis zu seinem Tod am 02. Februar 1935 war er im Unternehmen aktiv tätig. Durch das Herzleiden, dem er bereits mit 63 Jahren erlag, war es ihm nicht vergönnt, auf der von ihm geschaffenen Grundlage den kontinuierlichen Aufstieg der Elefantenschuhfabriken zum größten Kinder – und Jugendschuh-Unternehmen Europas zu erleben.
Seit seinem Tod sind beinahe 40 Jahre vergangen. Die sehr erfolgreiche und straffe Führung der Geschäfte seines Nachfolgers Dr. Siegert, ist schon wieder durch eine neue Generation abgelöst. Die neue, verjüngte Geschäftsführung unter Vorsitz von Otto Klötzer wird die Ergebnisse der in den letzten Jahrzehnten praktizierten Forschung für den gesunden und fußgerechten Kinderschuh weiterverbreiten und damit der Elefantenmarke zu einer weltweiten Anerkennung verhelfen.
Moderne Vertriebsnetze überspannen heute die Bundesrepublik Deutschland und Europa. 10 Millionen Paar Schuhe verlassen jährlich die Werke. Durch das Setzen klarer Prioritäten und durch ein modernes, wachstumsorientiertes Management wird man in den siebziger Jahren dem Werk Gustav Hoffmann´s eine noch größere Wirkungsbreite erschließen.
Die geschaffenen Werte und die alten Traditionen werden dabei geachtet, gleichzeitig aber neue Wege einer zukunftsorientierten Unternehmenspolitik beschritten.
Alle Mitarbeiter des Hauses Hoffmann sind dabei zu eigenverantwortlichem Handeln, zum Mitdenken und zur Initiative aufgerufen. Dank gilt dem großen alten Mann Gustav Hoffmann, der uns sein Werk zur Bewahrung anvertraut hat.
d.e.