Schuh Kleinmanns

Geschichte der Firmen Schuh Kleinmanns aus einem Interview mit Zeitzeugen
(Dieter Jansen, Büroangestellter, Horst Kleinmanns. Sohn von Johann Kleinmanns)


Mitten im Ersten Weltkrieg, im Jahre 1916, gründete der Schuhmacher Jakob Kleinmanns in Keeken, bei Kleve, die Schuhfabrik „Jakob Kleinmanns und Söhne“. Die Söhne Johann (*11.02.1896 — 05.06.1977) und Josef (…. ) wurden aktiv einbezogen. In dieser Zeit wurden Schuhe und Stiefel für die Wehrmacht und die Zivilbevölkerung hergestellt.

Nach Ende des Krieges wurde die Fabrikation komplett auf Schuhe für die ganze Familie unter der Marke „JK“ produziert. Mitte 1930 übernahmen die Söhne die Firma JK-Schuhfabrik von ihrem Vater.

Im Jahre 1945, der 2. Weltkrieg war gerade zu Ende, wurde die Schuhfabrik geteilt und unter den zwei Firmennamen Johann Kleinmanns „Spitz-Kinderschuh“ und Josef Kleinmanns „Jugendglück“ weitergeführt. Zu diesem Zeitpunkt musste die Versorgung der Bevölkerung mit geeignetem Schuhwerk sichergestellt werden.

In beiden Firmen wurden Kinderschuhe produziert. Es handelte sich ausschließlich um Lederschuhe. Synthetische Materialien waren zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Geliefert und vermarktet wurden die Schuhe über den vorhandenen Einzelhandel und direkt ab Fabrik an private Nutzer.

Zwei Jahre nach der Firmengründung der Firma Spitz-Kinderschuh war eine Erweiterung der Produktionsstätte notwendig, um den Bedarf zu decken. Entsprechende Arbeitsplätze wurden geschaffen. In dieser Zeit war der Anteil der Beschäftigten Frauen sehr hoch.

Später kamen viele junge Männer, die in der Schuhindustrie ihre Zukunft sahen, dazu. Stepperin und Zuschneider wurden anerkannte Lehrberufe. Den heutigen Schuhmacher gab es zu dieser Zeit, als Lehrberuf noch nicht. Die Qualität der Schuhe war so hoch, dass sie an die Geschwister weitergegeben werden konnten und wahrscheinlich auch gegeben werden mussten. Anfang der 60er-Jahre entwickelte Johann Kleinmanns zusammen mit dem freischaffenden Modelleur Oskar Hüber eine neue Generation von Schuhen.

Die Kinderschuhe wurden nicht nur zweckmäßig, sondern modisch. Nach italienischen Vorbildern wurden Luxuskinderschuhe gefertigt.

Großabnehmer und Einkaufsvereinigungen wie Deichmann, Kämpgen, Görtz und Juppen vermarkteten den .Spitz-Schuh™ auch im städtischen Bereich.
Auch in den Niederlanden, Dänemark und der Schweiz wurden die Kinderschuhe auch unter dem Markennamen ,.SPITZ — La Moda Bambini“ vermarktet. Die Schuhe wurden per Post, Bahn oder Spedition von Kleve aus verschickt.

Die Produktionserweiterung führte auch zu einer Gebäudeerweiterung. Mitarbeiter*innen aus den umliegenden Dörfern, der Stadt Kleve und dem benachbarten niederländischen Milligen gehörten zum festen Bestandteil der Belegschaft.

Die Firma Look „Der vom Niederrhein, Busunternehmen®“, passte seine Abfahrtzeiten den Arbeitszeiten der Schuhfertiger an.

Teile der Produktion wurde nach Waalwijk (NL) verlegt. Darüber hinaus wurde Heimarbeit eingeführt. In Keeken gab es kaum eine Familie ohne Heimarbeit.

In dieser Zeit wurden täglich von ca. 120 Mitarbeitenden ca. 1000 Paar Schuhe gefertigt. Ein Kinderlederstiefel kostete im Jahr 1967 zwischen 19.95 DM und 24.95 DM.

Leider nahm die Schuhindustrie im Ausland eine Wende und die Kinderschuhe wurden immer günstiger gefertigt. Auch andere Materialien führten dazu, dass die Schuhindustrie in Deutschland sehr darunter gelitten hat. Auch die Produktion der Firma Spitz-Kinderschuh musste wegen Zahlungsunfähigkeit am 31.08.1971 ihre Türen schließen.

Walter Kleinmanns, der inzwischen verheiratet war und zwei Töchter hatte, kehrte der Schuhbranche den Rücken zu und machte gemeinsam mit zwei Mitarbeitern der Fabrik eine Ausbildung zum Krankenpfleger.

Horst Kleinmanns gründete 1971 die Firma Shoe-Fashion GmbH mit Sitz in Kleve. Er hatte großen Erfolg mit modernen Damen- und Herrenschuhen. Unter den Labels London Style, New Style und Will Lester wurden sie mit großem Erfolg im In- und Ausland vermarktet. Da es keine Nachfolger gab wickelte er die Firma am aus Altergründen ab.

Die Firma Josef Kleinmanns „Jugendglück“ fertigte in den letzten Jahren des Bestehens Arbeitsschuhe für die Firma v. Elten Schuh bevor auch sie 1975 die Tore für immer schließen musste.

Marion Kleinmanns-Klein

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